Ein Zahnarztblog ohne Zahnbürsten-ABC – das darf nicht sein. Es folgt nun alles Wissenswerte zum essentiellen Element unserer täglichen Zahnpflege. Eines schon vorab: Die Beziehung zur Zahnbürste funktioniert am besten monogam.

handzahnbürste

Alles begann mit einem Baum. Miswak, Arak, Siwak oder Sewak lauten die Namensvariationen des Salvadora persica, der, ohne Spaß, umgangssprachlich „Zahnbürstenbaum“ heißt. Sowohl im alten Ägypten als auch später im arabischen Raum schrubbte man sich mit den ausgefransten Arak-Zweigen die Zähne. Die Pflanze enthält allerlei Mineralien, keimhemmende Substanzen und sogar etwas Fluorid, das bis heute den Kariesbakterien am besten entgegenwirkt. Doch bevor in den Nahen Osten für das natürliche zwei-in-eins-Kaustöckchen zum Nullpreis gepilgert wird: Unsere hohe Lebenserwartung sowie die veränderte Ernährung stellen weitaus schwierigere Herausforderungen an unsere Zähne als vor 5000 Jahren. Der Wechsel von Zahnpasta zu Zahnbürstenbaum wäre in unseren Breitengraden vielleicht ökologischer, bildet aber auch den Direktweg zu den dritten Zähnen.

In Europa waren erste Formen der Zahnbürste nur den Wohlhabenden vorbehalten bis das Nylon vor weniger als 100 Jahren das Licht der Welt erblickte und die Tierhaare als Borsten ablöste. Die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts markieren den historischen Umbruch, der eine Gleichschaltung in der Zahnpflege herbeiführte. Ob reich oder arm, jung oder alt, die Benutzung der Zahnbürste gilt den meisten als selbstverständliches Ritual.

Weich, mittelhart oder ganz hart?

Die herkömmliche Handzahnbürste begegnet uns in den wildesten Farb-, Form- und Borstenvariationen. Schwingbarer Kopf, integrierte Borsten für die Zwischenräume oder gar vibrierend – bunt geht es in den Drogerien und Supermärkten allemal zu. Entscheidend ist für die Wahl vor allem eins: weich, mittelhart oder ganz hart. Eine Studie mit 120 Teilnehmern ergab, dass harte Bürsten den Belag tatsächlich besser lösen. Diese haben jedoch einen Haken: In Kombination mit falscher Putztechnik – wildes, horizontales Schrubben etwa – können die harten Borsten empfindliches Zahnfleisch ernsthaft verletzen und sogar dafür sorgen, dass dieses sich zurückzieht und die Zahnhälse freilegt (empfindliche Zähne). Mutige, mit harten Zahnbürsten bewaffnet, sollten daher stets von rot zu weiß (von Zahnfleisch zu Zahn) putzen und sparsam Druck ausüben.

Dementsprechend verhalten sich weiche Bürsten schonend zum Zahnfleisch – und zum Zahnbelag. Die mittelharte Stärke verspricht den Kompromiss, doch auch diese kann mit der Putzleistung der Harten nicht ganz mithalten. Egal wie doll man es mag, die richtige Putztechnik in Kombination mit geduldiger Gründlichkeit bewährt sich in jedem Fall.

Zähne pflegen und den ökologischen Fußabdruck kleinhalten

Beim Härtegrad hört die Bürstenfrage noch lange nicht auf. Vielen ökologisch Bewussten widerstreben die Kunstfasern, weshalb einige zu dem ursprünglichen Auslaufmodell Naturhaar greifen. Dachse, Schweine und Wildschweine liefern den dafür benötigten haarigen Rohstoff, der eine besonders schonende Reinigung verspricht. Leider liefert die organische, porenhafte Substanz einen fantastischen Nährboden für Bakterien, die das Zähneputzen doch eigentlich minimieren und nicht nachliefern soll. Zum Glück lassen die umweltbewussten Innovationen des 21. Jahrhunderts um Nachhaltigkeit Bestrebte nicht hängen. Mittlerweile führt der Markt Zahnbürsten aus Biokunststoff, die komplett kompostierbar sind, sodass theoretisch kein (Wild-)Schwein mehr sein Haar opfern muss. Selbstverständlich zählt dazu auch der Griff, der aus abbaubarem Holz, meistens Bambus, gefertigt ist. Bambus-Zahnbürsten sind wiederum auch mit herkömmlichen Nylonfasern erhältlich, womit dann also jede Vorliebe abgedeckt ist.

Um das Thema Nachhaltigkeit abzuschließen, sei noch auf die Wechselkopfzahnbürste hingewiesen. Nach Abnutzung erlaubt dieses Modell den unkomplizierten Austausch des Bürstenkopfes und begrenzt damit den Müll bei der Entsorgung.

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Zahnbürsten wollen nicht wandern

Apropos Wegwerfen: Bei der Frage, wie lange sich Zahnbürsten halten, gehen die Meinungen auseinander. Manche empfehlen den Wechsel nach vier Wochen, andere halten den Austausch nach einem Vierteljahr für ausreichend. In jedem Fall gilt es die Zahnbürste oder nur den Bürstenkopf zu beerdigen, wenn die Borsten ausgefranst und wild voneinander wegstehen. Während ihrer Lebenszeit wollen Zahnbürsten auch richtig gehalten werden: Ausgespült und senkrecht im oder horizontal über dem Becher im Freien abgestellt, damit die Borsten richtig trocknen und nicht zum nassen Bakterienhort mutieren. Ferner ist Teilen im Allgemeinen zwar lobenswert, darf beim Putzwerkzeug aber aufhören. Auch gemeinsame Nutzung erhöht sich das Bakterienrisiko, ganz zu schweigen von der Ansteckungsgefahr mit Infektionskrankheiten.

Reinigen elektrische Zahnbürsten effektiver als die Handzahnbürste?

Bis heute konnte nicht bewiesen werden, ob die motorisierte Variante der herkömmlichen überlegen ist. Wer die richtige Putztechnik beherrscht, muss nicht zwingend aufrüsten. Eine elektrische Zahnbürste kann sich dennoch lohnen, wie wir schon vor einiger Zeit ausführlich erörterten.

Die richtige Orientierung im Bürstendschungel

Wie schon erwähnt, prangen uns bei den Handzahnbürsten die wildesten Modelle im gut sortierten Zahnpflege-Regal entgegen: Ergonomische Griffe, gezackte Bürstenkopfe mit bunten Strähnen und vieles mehr. Aber kein Stress! Neben dem zahnfleischgerechten Härtegrad seien tendenziell runde und kürzere Köpfe zu empfehlen, da diese leichter in alle Ecken der Mundhöhle gelangen. Die Zwischenräume können nur Zahnseide oder Interdentalbürsten effektiv reinigen, mögen die bunten Verpackungen der Zahnbürsten noch so viel versprechen. Die Beschaffenheit oder Flexibilität des Stiels sind hingegen individuelle Vorliebe, die nur im Selbsttest erfahren werden kann. Nur gut, dass Zahnbürsten keine lebenslange Verpflichtung sind und wir viel Zeit zum Ausprobieren zur Hand haben.

 

Persönliche Empfehlungen sprechen wir Ihnen gern bei Ihrem nächsten Termin aus. Ihr Zahnarzt in Teltow freut sich auf Sie!

 

Ihre Zahnarztpraxis Saupe & Schwarz